Die Fastenzeit hat begonnen. Bis Ostern verzichten viele Bürger auf das eine oder andere Genussmittel oder eben auch auf ganz außergewöhnliche Dinge wie Fernsehen, Plastik oder Facebook. Mein Vorschlag für all unsere politischen Gegner: Verzichtet doch einmal bis Ostern darauf, die Nazikeule zu schwingen. Das würde eurer Psyche bestimmt ganz guttun!
Und außerdem ist diese Nazikeule inzwischen so etwas von abgedroschen. Trotzdem wird sie munter weiterverwendet. Zuletzt wieder von Markus Söder am Aschermittwoch, der wohl hinter jedem Busch einen Nazi sieht. Und ganz viele meint er wohl in der AfD ausmachen zu können. Aber was soll das bitte? Die AfD ist eine bürgerlich-konservative und patriotische Partei, in der sich jetzt schon über 33.000 Mitglieder zusammengefunden haben, um die Missstände in Deutschland anzusprechen und politisch gegenzusteuern. Was hat das mit Nazis zu tun? Und die 5,8 Millionen Wähler, die AfD bei der Bundestagswahl gewählt haben – sind das alles Ewiggestrige, die sich die Zeit des Dritten Reiches wieder zurückwünschen?
Die ständige Verwendung der Nazikeule hat noch eine weitere, verstörende Dimension. Die Nazizeit ist für die ältere Generation in Deutschland noch ziemlich präsent. Aber für die Jüngeren rückt sie immer weiter in die geschichtliche Ferne. Nazis stehen für millionenfachen Mord an Juden und Minderheiten, Einschüchterung, Unterdrückung von Meinungsfreiheit, Denunziantentum und Tyrannei. Wenn das nun mit ganz normalen politischen Forderungen von konservativen Menschen im Deutschland von heute gleichgesetzt wird, dann wird das Bild der Nazis total entstellt. Die Opfer dieser Schreckensherrschaft werden regelrecht verhöhnt.
Jeder, der sich einmal ein wenig näher mit den Inhalten und Anträgen der AfD auseinandergesetzt hat, weiß, dass die sogenannten »Rechtspopulisten« nichts, aber auch gar nichts mit den Nazis von damals zu tun haben. Im Gegenteil. Es ist gerade die AfD, die es nicht hinnimmt, dass Antisemitismus in Deutschland wieder zunimmt. Deshalb engagieren sich dort viele Juden. Sie haben letztes Jahr eine eigene Vereinigung gegründet, die »Juden in der AfD«. Daneben gibt es zahlreiche engagierte Christen und Mitglieder mit Migrationshintergrund, die alle nie und nimmer mitmachen würden, wenn auch nur ein Haar an diesen Diffamierungen dran wäre.
Söder und Co. ist das natürlich sehr bewusst. Sie benutzen die Nazikeule, weil sie sonst keine Argumente haben. Wenn jemand in diese Schublade gesteckt wird, dann will man dadurch mit einem billigen Totschlagargument den politischen Gegner mundtot machen. Und sich gar nicht erst mit den Inhalten beschäftigen. Bloß: Es zieht nicht mehr. Erstens lassen sich die »Rechtspopulisten« nicht den Mund verbieten. Und zweitens blicken immer mehr Bürger durch.
Deshalb mein Vorschlag, einmal den Test zu machen und eine Zeitlang auf diese abgestumpfte Waffe zu verzichten. Auf ›Twitter‹ habe ich den Vorschlag auch schon unterbreitet. Es sind bereits über hundert Antworten eingetrudelt. Eine der ersten: »Halt´s Maul, Nazi.« Nun ja, manchen ist wohl wirklich nicht mehr zu helfen.
Malte Kaufmann
https://www.deutschland-kurier.org/vorschlag-fuer-die-fastenzeit-verzichtet-doch-einmal-auf-die-nazikeule/